In der 1935 erbauten Volksschule wurden die Räumlichkeiten für einen zeitgemäßen Schulbetrieb immer unbefriedigender: Neben fehlenden Neben- und Gruppenräumen und ausreichenden Arbeitsbereichen für die Lehrpersonen gab es für Konferenzen oder größere Elternabende zu wenig Platz. Die Volksschule Dorf entsprach nicht mehr den räumlichen und pädagogischen Anforderungen einer zukunftsorientierten Bildungseinrichtung.
Aus diesem Grund entschloss sich die Marktgemeinde Lauterach zu einem Architekturwettbewerb zum „Neu- und Umbau der Volksschule Dorf“. Ein Kriterium für die Architekten lautete, den Charakter der Volksschule mit dem Gebäudeteil dem „Uhrturm“ aus dem Jahre 1935 zu erhalten. Diese Vorgabe war der Gemeinde sehr wichtig, stellte jedoch die Planer vor eine große Herausforderung. Ende Mai 2012 konnte die Fachjury, bestehend aus Fach- und Sachpreisrichtern, 18 eingereichte Projekte beurteilen. Die Jury wählte das Projekt der Grazer Architekten Dipl. Ing. Wolfgang Feyferlik, Architektin Dipl. Ing. Susanne Fritzer und Mitarbeiterin Dipl. Ing. Elisabeth Stoschitzky mehrheitlich zum Sieger. „Das Siegerprojekt greift als einziges eine Lösung auf, die sich vornehmlich an den hohen pädagogischen Anforderungen der Ausschreibung orientiert“, so die Wettbewerbsjury zu ihrer Entscheidung.
Die Grazer Architekten haben mit ihrem eingeschossigen Entwurf einen ganz neuen Weg im Schulbau eingeschlagen, was nicht nur für Lauterach eine völlig neue Bildungsdimension bedeutet. „Für mich ist die Volksschule Dorf ein pädagogischer Meilenstein und ein Vorzeigeprojekt für zukünftige Schulneubauten in Vorarlberg“, meint dazu Bezirksschulinspektor Christian Kompatscher. „Die Gemeinde Lauterach setzt mit den Architekten Feyferlik/Fritzer neue Maßstäbe in der Schulbauarchitektur. Einen Maßstab, der sich zuallererst an den Bedürfnissen von Kindern und an den neuen Erkenntnissen über das Lernen orientiert“, so Kompatscher abschließend.
Um die Volksschule Dorf in überschaubare Bereiche zu gliedern, wurde das räumlich-pädagogische Konzept für die multifunktionalen Bildungseinrichtungen auf dem Prinzip des „Clusters“ (Bildungsinseln) aufgebaut. Die kleinste Bezugseinheit für jedes Kind ist die Klasse, aber in der kindlichen Entwicklung spielt auch Bewegung eine zentrale Rolle. Die neue Volksschule bleibt in diesem Zusammenhang nicht auf den Innenraum beschränkt, sondern beinhaltet auch Außenbereiche und den Aufenthalt an der frischen Luft.
Es gibt Bereiche zum Musikhören, Lesen, zu zwangloser Kommunikation und Bewegung, Räume mit frei zugänglichen Materialien. Team und praxisorientierte, auch bewegte Unterrichtsformen, Projekt- und Gruppenarbeiten bringen mehr Bewegung in den Lernbereich. „Wenn Kinder den ganzen Tag in der Schule verbringen brauchen sie individuelle Rückzugsnischen. Wenn über den Tag verteilt Lern- und Freizeitphasen wechseln, müssen die Räume diesen Wechsel ermöglichen und Arbeits- und Erholungsbereiche anbieten. Ich freue mich, dass das Siegerprojekt in der Gemeindevertretungssitzung mit großer Mehrheit beschlossen wurde, stellt es doch eine Chance dar, ein mutiges, zukunftsorientiertes Schulbauprojekt mit neuen pädagogischen Grundlagen umzusetzen“, so die Vizebgm und Schulreferentin Doris Rohner. „Von Anfang an war klar, dass das Siegerprojekt mit unserem pädagogischen Konzept genau übereinstimmt. Auch die Symbiose Altbau mit Neubau ist gelungen. Für Kinder, die fast den ganzen Tag an der Schule verbringen, musste die Architektur neue Wege beschreiten“, meint Direktorin Karin Flatz und weiter: „Die Lehrerschaft freut sich über die große Herausforderung die Pädagogik an die neuen räumlichen Qualitäten anzupassen und bedankt sich auf diesem Wege auch im Namen aller Kinder, die zukünftig die neue Volksschule besuchen, bei der Gemeinde für ihre bemerkenswert visionäre Entscheidung.“
Die Cluster erlauben Flexibilität durch ein Angebot an unterschiedlichen Flächen, die gezielt erweitert, zusammengeschaltet oder ausgeblendet werden können. Bewusst gesetzte Rückzugszonen eignen sich zum Erholen oder Konzentrieren während einer Kleingruppenarbeit. Energetisch und ökologisch auf höchstem Niveau.
Die Marktgemeinde Lauterach bekennt sich als e5- und Klimabündnisgemeinde zur ökologischen Nachhaltigkeit. Aus diesem Grund soll die neue Volksschule hohen energetischen und ökologischen Anforderungen gerecht werden. Neben dem Einsatzökologischer Baustoffe wie Massivholz und Dämmstoffe aus nachwachsendenRohstoffen wird auch ein konsequenter PVC-Verzicht umgesetzt. Mit den eingesetzten Produkten und durch ein sehr konsequentes Chemikalienmanagement sollen die Schadstoffe in den Innenräumen auf das minimalste reduziert werden. 85 überdachte und absperrbare Fahrradabstellplätze erlauben den Kindern ein sicheres Abstellen ihrer Fahrräder. Durch eine Photovoltaikanlage soll die Schule ökologisch mit Strom versorgt werden. Ansicht des teilweise überdachten Außenbereiches Baueingabe vorbereiten.